Herzlich Willkommen zum zweiten Artikel der Serie Amphibien vor und während der Laichzeit. Unser Reporter Joshua aus der Klasse 5 hat sich live vor Ort begeben, um den Koordinator der Krötenwanderung Herrn Diehl vom Landratsamt zu interviewen.
Warum ist es so wichtig, Amphibien bei ihren Wanderungen zu unterstützen?
Die Amphibien kehren alljährlich im Frühjahr zur Fortpflanzungszeit an ihre Laichgewässer zurück. Das wird immer schwieriger, denn Straßen und Siedlungen zerschneiden zunehmend ihre Lebensräume und Wanderwege. Viele Amphibienarten stehen bereits auf der Roten Liste und gelten als gefährdet, wie Laubfrosch oder Gelbbauchunke. Seit 1980 stehen alle in Deutschland vorkommenden Amphibienarten gemäß Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz. Die beste Lösung wären überall Zäune mit Tunneln unter der Straße, so genannte „Kleintierdurchlässe“. Die sind aber so teuer, dass nur sehr wenige pro Jahr gebaut werden. Im Landkreis sind mehrere Strecken seit vielen Jahren in einer Dringlichkeitsliste, trotzdem ist aus Geldmangel noch nicht ein einziger gebaut worden… Deshalb sind wir derzeit immer noch auf Zäune und ehrenamtliche Helfer angewiesen. Dabei werden entlang der Straße niedrige Zäune aufgestellt und Fangeimer eingegraben. Die wandernden Amphibien fallen dort hinein, werden von Helfern entnommen und sicher über die Straße getragen. Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen sind wichtig. Viele Tiere sterben nicht durch direktes Überfahren, sondern bereits durch den Unterdruck, den die Autos am Boden erzeugen. Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung hilft es also nichts, die Tiere zwischen die Räder zu nehmen. Bei Tempo 30 wäre der Unterdruck bereits so gering, dass viele der Tiere überleben würden. genehmigt werden jedoch meist nur Beschränkungen bis 50 oder 70 km/h. Der Straßenverkehr ist aber nicht das einzige Problem, auch Abwasser-, Licht- und Kellerschächte werden oft zur Falle. Der Verlust des Lebensraumes trägt ebenfalls zum Rückgang der Amphibienbestände in Deutschland bei. Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft sind in einigen Regionen bis zu 80 Prozent der Kleingewässer zugeschüttet und trockengelegt worden.
Wie viele Sammelstellen gibt es im LK FDS und wie viele ehrenamtliche Helfer betreuen diese?
Es gibt deutlich mehr Wanderstrecken als Amphibienzäune. Wir können derzeit nur die größten Vorkommen schützen und auch nur da, wo sich ehrenamtliche Helfer finden. Zurzeit gibt es im Landkreis Freudenstadt 10 Strecken mit Amphibienzäunen (5 Strecken sind die letzten Jahre entfallen, weil dort die Sammelzahlen gegen Null gingen). An diesen Strecken sammeln ca. 75 Helfer jedes Jahr die Amphibien aus den Eimern und tragen sie über die Straße. Dazu gibt es noch eine Straße, die nachts während der Wanderzeit voll gesperrt wird, weil es dort keine Helfer gibt und auch ein Zaun an der steilen Böschung nicht aufgebaut werden kann. 3 weitere Strecken werden ohne Zaun kontrolliert und einzelne Tiere gerettet.
Wie viele Amphibien und welche Arten können jährlich im Landkreis FDS gerettet werden?
Die gezählten Amphibien an den Zäunen schwanken jährlich je nach Wander- und Wetterbedingungen. 2007 war die niedrigste Gesamtzahl für den Landkreis bei ca. 11000 Stück, 2015 die höchste mit über 30000 für alle Zäune zusammen. In Deutschland gibt es 21 verschiedene Arten. Zu ihnen gehören Frösche, Kröten, Unken, Molche und Salamander. Bei uns findet man an den Amphibienzäunen hauptsächlich die Erdkröte und den Grasfrosch, seit wir neue und bessere Zäune beschafft habe, auch immer mehr Molche. An einer Strecke gibt es eine große Springfroschpopulation.
An wen muss man sich wenden, wenn man die Amphibienwanderung unterstützen will?
Es gibt wohl kaum eine Naturschutzgruppe, die nicht weitere Helfer*innen sucht, denn Amphibienschutz ist aufwändige Handarbeit. Um mitzumachen, sind keine Vorkenntnisse notwendig. Die Sammelzeit erstreckt sich meist über zwei Monate mit dem Höhepunkt gegen Mitte März. Es ist schön, wenn jemand an vielen Tagen mithelfen kann, wer nur einmal oder zweimal Zeit hat, ist aber genauso willkommen. Wer weiß, dass im Heimatort oder in der Nachbarschaft Krötenzäune betreut werden, kann sich einfach an die jeweilige Naturschutzgruppe wenden. Ist diese nicht bekannt, vermittelt die Naturschutzbehörde beim Landratsamt (Tel. 07441 920 – 5034 und 5035) Interessierte gerne in die nächst gelegenen Gruppen.
Gibt es Geld dafür?
Die Naturschutzverwaltung des Landes vergütet die Einsatzstunden und den Fahraufwand. Auch Handschuhe, Taschenlampen oder Warnjacken werden gestellt. Zurzeit gibt es ca. 8 Euro/Std., ausbezahlt wird dies nach Einreichung des jährlichen Sammelbogens vom Landratsamt.
Joshua, 5b